Rubrik: Pharma-Markt
(Treffer aus pharmind, Nr. 12, Seite 921 (2000))
Koenig C
Internet-Handel mit Arzneimitteln und Wettbewerb im EG-Binnenmarkt / Koenig C
Internet-Handel mit Arzneimitteln und Wettbewerb im EG-Binnenmarkt
Univ.-Prof. Dr. Christian Koenig, LL.M., Direktor am
Zentrum für Europäische Integrationsforschung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
Bonn
Der Internet-Handel mit Arzneimitteln
ist auch in Europa keine Zukunftsmusik mehr. Kürzlich hat sogar in unserer
unmittelbaren Nachbarschaft im niederländischen Kerkrade eine Internet-Apotheke
ihre virtuellen Pforten geöffnet (http://www.0800DocMorris.com). Dort
können sich Patienten über Arzneimittel informieren, über gesundheitliche
Probleme diskutieren und nicht zuletzt Arzneimittel bestellen. Verschreibungspflichtige
Mittel werden dabei nach Erhalt eines entsprechenden ärztlichen Rezeptes
versandt. Das Angebot dieser Apotheke ist im Internet auch in deutscher
Sprache abrufbar. Sie hat sich ausdrücklich zum Ziel gesetzt, auch den
lukrativen deutschen Markt zu erschließen. Dies soll in erster Linie durch
das Unterbieten der deutschen Arzneimittelpreise um 20 bis 30 % erreicht
werden.
Interessant sind solche Niedrigpreise nicht nur für die Patienten, sondern
auch für die Krankenkassen. Diese heißen aufgrund der Kostenexplosion
im Gesundheitswesen jede Einsparmöglichkeit willkommen. Allerdings stößt
der Handel mit Arzneimitteln im Internet auch auf erhebliche Bedenken.
Dem positiven Effekt der Schaffung von mehr Wettbewerb steht die Gefährdung
der öffentlichen Gesundheit entgegen. Gefahren drohen beim Online-Handel
insbesondere durch den Wegfall der persönlichen Beratung durch den Apotheker.
Zudem birgt die Internet-Nutzung eine erhöhte Mißbrauchsgefahr. Vor diesem
Hintergrund stellt sich die Frage der rechtlichen Zulässigkeit des grenzüberschreitenden
Internet-Handels mit Arzneimitteln. Zunächst wird in den folgenden Ausführungen
die Rechtslage in Deutschland dargestellt. Im Anschluß daran sollen die
Auswirkungen der E-Commerce-Richtlinie der EG auf die deutsche Regulierung
betrachtet werden. Abschließend bleibt zu überlegen, auf welche Weise
künftig dem Online-Handel mit Arzneimitteln rechtlich begegnet werden
sollte.
© ECV- Editio Cantor Verlag (Germany) 2000